Was es ist …

Eine der Fragen, die ich manchmal gestellt bekomme, ist „was ist es, dass dich am Pässefahren und an diesem Auto fasziniert?“.

Nun ja – es sind 2 Fragen und ich möchte beide am Beispiel eines halben Tages in Südtirol erklären.

Ende Oktober mit dem offenen Roadster in Südtirol unterwegs zu sein ist schon etwas für Menschen mit einem gesunden Ausmaß von Mut. Es geht hoch hinauf und der Schnee ist in dieser Jahreszeit nicht mehr fern. Die Termine für solche Abenteuer müssen aber schon Monate vorher fixiert werden, weil ja auch andere mitmachen wollen, Hotelzimmer gebraucht werden und auch Urlaub genommen werden muss. Also eine Entscheidung mit einem gewissen Risiko. Das markenoffene Season Ending sollte 2018 Ende Oktober in Südtirol über die Bühne gehen. No Risk – no Fun!

Schon um 8:30 fuhren wir vom Parkplatz des Hotels Leitner in Mühlbach ab. Es war wechselhaft, manchmal ganz dicht bewölkt und zeitweise fielen ein paar Tropfen aus den Wolken. Der Wetterbericht meinte zwar, dass es in Bozen und Meran sonnig sein würde, aber doch glaubte niemand so recht dran. Helmut und ich schon – er, weil er weiß, wie das Wetter in seiner Heimat ist und ich, weil ich ein haltloser Optimist bin.

Auf der Fahrt Mühlbach nach Sterzing waren einige noch offen unterwegs, aber bei der Auffahrt zu unserem ersten Tagesziel, dem Penser Joch, begann es zu regnen und es war unangenehm kalt. Kalt, nass und auf Sommerreifen unterwegs war eine Mischung, die zur Vorsicht gemahnte. Damit kommen wir auch schon zur zweiten Frage – die nach dem Auto.

Der Mazda MX-5 NC (3. Generation) ist ein phantastisches Auto. Wesentlich moderner als die beiden Vorgängergenerationen, aber trotzdem für mich noch ganz nah am Go Kart-Feeling. Das heißt nicht, dass die Vorgänger oder der Nachfolger schlechte Autos wären!!! Ich habe aus mehreren Gründen eine Vorliebe für den NC, mag auch den ND sehr und hätte nichts gegen einen NA oder NB. Alles tolle Autos!

Der Generation NC nachgesagt, dass er „so schwer“ sein würde. Die nackten Zahlen bestätigen das aber nicht in dem Ausmaß, wie oft behauptet wird. Sei’s drum – er ist klein, leicht, wendig und ganz passabel motorisiert. Besser als die Daten vermuten lassen würden! Der kleine Motor dreht sehr schön bis zum Begrenzer und er braucht die Drehzahl auch unbedingt. Kein Turbo presst ihm Luft in die Zylinder, er darf frei saugen.
Das erzeugt eine wunderschöne Motorcharakteristik und macht richtig Laune.

Jetzt wird es ein wenig „esoterisch“ – das Auto hat ein riesengroßes Plus! Man glaubt immer irrsinnig schnell zu sein!
Genau das macht aber auch die Faszination aus. Sicher gibt es viele Autos, die objektiv schneller sind. Aber das Gefühl von Geschwindigkeit und ein wenig Abenteuer, ist genau der Kernpunkt des MX-5.
Im echten Leben und mit viel Herz gefahren ist er sogar objektiv schnell, aber ein gut motorisierter „Diesel-Golf“ mit dem gleichen Herz wäre auch schnell. Nur fährt den kaum jemand so.

Um dieses Gefühl zu erzeugen sind auch die Bewegungen des Autos wichtig. Die Art und Wiese, wie er in und durch Kurven zieht. Auch, wie er wankt! All das macht eine wunderbare Melange an Hochgefühlen.

Gleichzeitig ist er gut abgestimmt und erzeugt auch ein sicheres Gefühl, weil er Gefahr sehr gut und fein anzeigt. Der haut nicht wild mit dem Heck aus oder schiebt unkontrolliert über die Vorderräder. Natürlich kann man(n) das alles provozieren, aber rund und fein gefahren, lässt er einen spüren, dass ein Prickeln in der Luft liegt, weit bevor er unkontrolliert abbiegt. Man spürt mit dem Popometer und in der Lenkung sehr schön, was die Achsen machen und hat viel Spielraum um zu reagieren.
So ein gutmütiges und gleichzeitig übermütiges Auto sucht seinesgleichen und findet echte Konkurrenz eigentlich nur in den eigenen Reihen mit Vorgängern und Nachfolgern.

Die Krone ist dann das Dach, das mit einem Arm (wenn man groß genug ist) ganz leicht auch während der Fahrt zu öffnen und zu schließen ist. Wer denkt, dass die Dachkonstruktion des NC das Maß aller Dinge sei, kennt die vierte Generation, den ND, nicht. Das sehr gute Dach wurde noch mal verbessert und ist jetzt DIE Benchmark schlechthin. Sehr Gutes wurde ausgezeichnet. Well done Mazda.

Und damit komme ich auch wieder zur Geschichte des Penser Jochs zurück. Mit diesem Auto war es einfach die Grenze auf der kalten und nassen Straße zu finden. Die Grenze, an der noch genügend Reserven für Unvorhersehbares sind, aber man sehr flott unterwegs sein kann. Mit dem MX-5 geht das sehr gut.

Auf dieser nass-kalten Straße waren die MX-5 in der Gruppe den meisten anderen Typen und Marken echt überlegen und es machte viel Spaß den Berg rauf zu fahren. Helmut in seinem Z4m ist da die ganz große Ausnahme. Es ist seine Gegend und sein Auto ist extrem gut zum Pässefahren abgestimmt.

Oben angekommen waren die Gesichter lang. Es war richtig kalt und der Nebel gab keine Sekunde den Blick ins Tal frei und für meine Beteuerungen, dass wir ja ins schöne Wetter fahren würden, erntete ich eigenartige Blicke.

Recht schnell fuhren wir wieder weiter in Richtung Bozen. Immer den Berg runter auf einer wunderbaren Straße, die bis Bozen mit keine „Gemeinheiten“ aufzuwartet.

Schon nach wenigen Minuten wurde der Nebel lichter und eine Minute später waren wir auf trockener Straße in der Sonne unterwegs und der Himmel vor uns war makellos blau. So schnell kann es in den Alpen gehen!

Flink wurden alle Dächer geöffnet und auch die Meldungen, die über den Funk kamen, waren plötzlich irgendwie sonniger. Und dann noch diese Straße! Es ging immerzu leicht bergab und der MX-5 beschleunigt bergab traumhaft. Ok – das machen andere Autos mindestens genauso gut, aber der MX-5 ein bissl „guter“.

Kurz vor Bozen ging es durch einige Tunnels, dann ein Stück durch die Stadt und dann zum nächsten Ziel – auf den Mendelpass und dann gleich weiter auf den Penegal mit seinem grandiosen Ausblick auf den Kalterer See und Bozen.

Diese Straße von Bozen zum Mendelpass ist ein Gedicht. Moderate Steigung, einige schöne Kehren, viele Kurven und ein traumhafter, neuen Asphalt, der schönen Grip bietet.

Immer schön auf Zug ging es ohne wirklich zu hetzen bis zur Passhöhe. Wunderbare Ausblicke zwischendurch, schöne Waldpassagen und dann wieder tolle Kurven. Alles ging leicht. Das Auto lief wunderbar, es war praktisch kein Verkehr, die Gruppe hinter mir war sehr gut unterwegs und es war ein perfektes Kaiserwetter.

An der Passhöhe wurden wir schon von einigen Leuten der nächstschnelleren Gruppe erwartet. Nur damit kein falscher Eindruck entsteht – wir reden auf der Strecke vom Penser Joch zum Mendelpass (ca. 80km), von ganz wenigen Minuten Zeitunterschied auf der Uhr. Gefühlt waren die Burschen aber schon sehr viel schneller unterwegs.

Wir fuhren dann gleich von der Passhöhe auf den Penegal und waren ob des Panoramas erstmal sprachlos.

Solche Erlebnisse und derartige Momente sind es, die einen großen Teil der Faszination ausmachen. In der Gruppe sind solcher Tage noch intensiver und obwohl es für uns geübte Pässefahrer fast normal ist, schwebt auch ein Hauch Abenteuer und das Gefühl von Freiheit mit.

Mehr zu diesem traumhaften Tag gibt es hier zu sehen >

Und den kompletten Betrag zum Season Ending 2018 seht ihr hier >

#1000roadstodrive #roadstertouren #roadsterfun #drivetogether #südtirol

 

3Kommentare

  • Jens Wenderlein sagt:

    Sehr schön geschrieben, ich habe nur eine Anmerkung. Pässefahren macht mit jedem offenen Auto immer Spaß, es ist einfach das Gefühl etwas näher dran zu sein. An was? An allem!

    • Gerhard sagt:

      Du hast natürlich recht Jens!
      Der Kern ist mit jedem offenen Auto perfekt zu genießen. Ich habe so „entdeckt“, dass jeder Wald anders riecht. Das war mir neu.
      Ich traue mich sogar zu behaupten, dass offene Autos „bessere Menschen“ aus uns machen, eben weil wir an allem näher dran sind.

  • Stimme Jens und Dir zu. Es macht einfach Spaß offen zu fahren, egal womit.

    Aber gerade die Gegend um Algund, Dorf Tirol, Meran, Bozen und dahinter die Dolomiten ist fantastisch dafür geeignet. Schöner Beitrag!

    Grüße
    Ulrich L.

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