Passo di Falzarego
Der Passo di Falzàrego (auch Passo Falzarego, Falzarego, deutsch Falzaregopass; buchensteinisch-ladinisch Jou de Fauzare, ampezzanisch-ladinisch Fouzargo) ist ein 2.105 m s.l.m. hoher Gebirgspass in der italienischen Provinz Belluno. Er verbindet sowohl das Fodom (dt. Buchenstein) als auch das untere Cordevole-Tal mit Cortina d’Ampezzo sowie (über den Valparolapass) mit Abtei (Südtirol). Er liegt somit innerhalb des ladinischen Gebiets. Bei entsprechenden Wetterverhältnissen ist die Passstraße auch im Winter geöffnet.
Der Pass ist ein breiter, mit Felsbrocken übersäter Sattel südlich des Dolomiten-Hauptmassivs der Tofane; diesen vorgelagert ist der Felsstock des Kleinen Lagazuoi (2.762 m), der die Sicht auf sie verdeckt. Im Westen ist die vergletscherte Marmolata zu sehen, und im Süden erheben sich die kleinere Felsgruppe Averau (2.649 m) sowie die fünf Zacken der Gruppe Cinque Torri.
Der Name Falza Rego bedeutet „falscher König“ und bezieht sich auf den König des Reiches der Fanes, welcher der Sage nach wegen seines Verrates zu Stein wurde und so noch heute vom Pass aus am Lagazuoi zu sehen ist. Außerhalb dieser Sage ist über die Bedeutung des Passes im Mittelalter und in der frühen Neuzeit nichts Gesichertes bekannt.
1909 wurde die Passstraße gebaut und damit der letzte, straßenbautechnisch schwierigste Abschnitt der Großen Dolomitenstraße zwischen Bozen und Cortina d’Ampezzo vollendet.
In die Schlagzeilen der Geschichte geriet der Passo Falzarego im Ersten Weltkrieg. Im Gebirgskrieg 1915–1918 verlief die Front über den Passo Valparola, den Hexenstein, den Kleinen Lagazuoi und den Passo Falzarego. Der Hexenstein und die österreichische Stellung (Werk Tre Sassi) sperrten von Nordwesten die Große Dolomitenstraße gegen das Gadertal ab. Nachdem mehrere Vorstöße der Italiener gescheitert waren, die Stellung einzunehmen, verschanzten sie sich in der Ostwand des Lagazuoi, wo 1916 der Minenkrieg begann. Nach drei österreichischen Sprengungen am 1. Januar 1916, 14. Januar 1917 und 22. Mai 1917 trieben die Italiener vom Fuß des Berges einen über 1000 m langen Stollen bis unter die österreichische Stellung und sprengten diese am 20. Juni mit mehr als 33 t Sprengstoff in die Luft. Am 16. September folgte eine fünfte und letzte österreichische Sprengung. Die Sprengungen brachten für keine Seite der Front einen Bodengewinn.
Seit dem Ende des Ersten Weltkrieges gehört der Pass zur Provinz Belluno. Die Gedenkstätte gilt dem Alpini-Bataillon Belluno mit dem lateinischen Motto Sunt rupes virtutis iter („Felsen sind der Tugend Pfad“).
Im Rahmen der touristischen Erschließung des Gebietes seit Mitte des 20. Jahrhunderts wurde der Stollen wieder begehbar gemacht. Auch kleinere Stellungen, Laufgräben, Artillerie-Einsatzorte und Bunker können begangen werden und sind teilweise mit Erklärungen versehen. Insoweit hat der Lagazuoi heute den Charakter eines historischen Freilichtmuseums.
Eine Hauptattraktion für Touristen ist eine Fahrt mit der Lagazuoi-Seilbahn auf den Kleinen Lagazuoi; auch ein Aufstieg zu Fuß ist möglich, entweder mit Taschenlampe durch den Stollen oder auf dem einfacheren Weg entlang der Skipiste. Über dem Lagazuoi stehen östlich die Tofane, und eine weite Rundsicht auf die Gipfel der Dolomiten eröffnet sich von Sella und Marmolata im Westen über Civetta und Monte Pelmo im Süden bis zum Monte Cristallo, Sorapiss und Antelao im Osten und Südosten.
In die Tofane führen Klettersteige; einfachere Wege gehen zum Lagazuoi-See, zur Lagazuoi-Alm und abwärts zum Passo Valparola sowie in das obere Abteital. Auch eine Umrundung des Monte Averau ist möglich.
Im Winter ist der Lagazuoi Skigebiet. Das Gelände ist innerhalb der Kooperative Dolomiti Superski mit Pisten und Liften ähnlich wie die Sellaronda durchgängig ausgebaut.
Route und Text: Georg Bauer