Die ultimative Schweizer Pässerunde
Unglaubliche sieben Pässe, alle davon über 2.000 Meter hoch und einer schöner als der andere, werden auf dieser Route befahren, die somit als eine der interessantesten Rundfahrten in der Schweiz zählen kann.
Ihren Beginn nimmt sie in Davos, einem Touristenzentrum Graubündens, das schon 1865 die ersten Gäste beherbergte. Seit damals wurde in den Tourismus viel investiert, die zahlreichen Hotels, die im Sommer vielfach leer stehen, zeugen von einer hohen Auslastung im Winter. Die Parsennbahn führt auf das Weißfluhjoch, die Bergstation der Bahn liegt immerhin auf 2.693 Meter Seehöhe.
Zum Einstimmen führt die Route nun auf der mäßig befahrenen Bundesstraße nach Tiefencastel. Eingebettet zwischen zwei Berghängen geht es mit maximal 10% Steigung hinauf bis zur Abzweigung nach Savognin und dem Julierpass. In dem, reizvoll an der Mündung des Nandrotales gelegenen Dorf, stehen drei beachtenswerte Kirchen aus dem 17. Jahrhundert, zudem beeindrucken alte, hübsche Häuser in diesem Wintersportort.
Nun beginnt der Anstieg zum Julierpass, der erste auf dieser Route. Und dieser wartet bereits mit einer Besonderheit auf. Anders als viele Schweizer Pässe gelangt man hier nicht mittels eines Anstieges auf die Passhöhe, es sind vielmehr einige Steigungen zu bewältigen, die terrassenförmig immer wieder in das nächste Hochplateau führen. Entlang des Marmorera-Stausees führt die Strecke nach einer weiteren Steigung nach Bivio, dem höchstgelegenen Ort dieses Tales. Bivio verdankt seinen Namen aus dem sich hier teilenden Weg (bivium bedeutet zwei Wege) in der Römerzeit, wo auch dem Septimerpass, der hier direkt nach Süden führt gewisse Bedeutung eingeräumt wurde.
Ein Hochtal entlang fährt man nun auf der Straße weiter Richtung Osten, nach einigen Kehren wird schließlich der Julierpass erreicht. Hier können direkt neben der Straße die Überreste zweier römischer Säulen bewundert werden, ein weiteres Highlight eröffnet sich nach einer Linkskurve, wo unvermutet ein großartiger Ausblick auf die schneebedeckten Gipfel der Berninagruppe freigegeben werden. In St. Moritz, sicherlich dem Wintersportort der Schweiz ist eine kleine Verschnaufpause empfehlenswert, bevor die nächsten Pässe in unmittelbarer Reihenfolge unter die Räder genommen werden.
Den Beginn macht der Berninapass, der mit 2.328 Meter auch einer der höchsten Übergänge der Ostschweiz ist. Kurz hinter dem bekannten Ferienort Pontresina wird der Blick auf den Morteratsch Gletscher freigegeben. Oberhalb der beiden Kehren wurde ein Parkplatz eingerichtet, von dem aus dieses prächtige Panorama bei einer kleinen Pause in Ruhe genossen werden kann. Ab hier führt auch die Bahnlinie neben der Straße entlang bis zum Lago Bianco, einem 3 Kilometer langen Stausee, wo die Bahn nun dem Südostufer des Sees folgt. Die Straße verläuft allerdings genau nach Osten und nach kurzer Zeit wird die Passhöhe erreicht. Der folgende Abstieg wird schon nach einigen Kilometern beendet, bei einer Abzweigung führt nach links der nächste Aufstieg zum Forcola di Livigno. Nicht einmal 300 Höhenmeter von der Abzweigung entfernt bringt der Pass keine wirklich bemerkenswerten Ausblicke. Auch die Abfahrt durch das langgezogene Hochtal bietet Gelegenheit zum Verschnaufen. Nach Livignio beginnt nämlich der Höhepunkt dieser Route, dicht aufeinanderfolgend kommen nun der Passo di Foscagno, der Umbrailpass und der Ofenpass.
Alle drei Pässe zählen wegen ihrer landschaftlichen Eindrücke sowie der Kühnheit der Trassen zu den schönsten Pässen der Alpen.
Nach Erreichen des Foscagno führt die Straße hinunter ins Tal Richtung Bormio, auf der SS 38 fährt man dann Richtung Norden. Schon hier im Tal führt die Straße durch zahlreiche Tunnels und beginnt dann relativ rasch zur Passhöhe des Stilfserjochs anzusteigen. Vor Erreichen des Stilfserjochs führt diese Route allerdings schon wieder in die Schweiz.
Bei genügend Zeit und schönem Wetter kann natürlich noch eine Überfahrt des Stilfsersjochs eingeschoben werden, vor allem die Nordseite mit ihren eng übereinanderliegenden Kehren zählt zu den interessantesten Alpenstraßen. Mit über 2.800 Höhenmetern spielt allerdings hier das Wetter schon eine entscheidende Rolle. Bei Regen in Bormio muss mit Schneefall auch in den Sommermonaten gerechnet werden.
Die höchstgelegne Alpenstraße der Schweiz, der Umbrailpass führt nun mit zahlreichen Kehren durch eine schroffe Landschaft nach St. Maria, wo sie auf die B 28, die Ofenpassstraße trifft. Das Münstertal entlang fährt man auf einer gut ausgebauten Straße Richtung Westen, beständig gewinnt man an Höhe bis die letzten Meter zum Pass mittels einiger Kehren gewonnen werden. Die Aussicht auf den Ortler sowie das eben durchfahrene Münstertal belohnt die Pause, die hier genossen werden sollte. Die Abfahrt kann schließlich wieder gemütlich angegangen werden, ohne fahrtechnisch besonders anspruchsvoll zu sein, führt die Straße durch ein weites Hochtal und einen Nationalpark nach Zernez, wo eine 1609 erbaute Pfarrkirche sowie das Schloss Wildenberg, dass aus dem 17. und 18. Jhdt. stammt, besichtigt werden können.
Der letzte Pass dieser anstrengenden Tour liegt nun nördlich von Zernez, von Susch aus führt die B 28 genau Richtung Westen über den Flüelapass. Schon kurz nach der Einfahrt in das Val Susasca sind einige kühn angelegte Kehren zu bezwingen, die Weiterfahrt erfolgt mäßig steigend bis zum Fuße des Passes, wo wieder einige Serpentinen bewältigt werden müssen.
Die beiden Seen, der Schwarzsee und der Schottensee, liegen inmitten einer eher öd anmutenden Landschaft, die von großen Geröllhalden beherrscht werden und sorgen für die nötige Abwechslung und Auflockerung dieser Region. Beim Abstieg durch das Flüelatal ändert sich an der schroffen Landschaft wenig, erst nach Tschuggen wird die karge Vegetation durch den Beginn von Nadelwäldern abgelöst.
Der Endpunkt der Flüelastraße ist mit Davos gleichzeitig der Endpunkt dieser Route.
Route und Text: Georg Bauer