Unser „Abenteuerurlaub“ – Höllental Classic 2024
Die Höllental Classic hat für Michael Stumpf und mich eine sehr große Bedeutung. 2012 war sie unsere erste gemeinsame Rallye und gleichzeitig der Start in dieses großartige Hobby. Seit 2012 waren wir bei jeder HTC, wenn auch nicht immer als Teilnehmer – 2023 waren wir als Funktionäre dabei.
Diesmal waren die Vorzeichen nicht sehr gut. Michael krank, ich auch nicht 100% fit und mit dem Lancia Beta Coupe am Start. Das Auto ist großartig und wir waren damit schon bei der Spring Classic erfolgreich unterwegs, aber bei der HTC gibt es eine große Zahl Schnittprüfungen und genau diese konnten wir bis jetzt noch nicht üben. Und genau das war auch unsere Achillesferse. Wenn man nicht 100% fit ist, ist die große Hitze ein Faktor, der es nicht einfacher macht, aber es war auch ein Faktor, der allen Teilnehmern zu schaffen machte.
Donnerstag die Anreise, Abholen der Unterlagen, Auto bekleben und Vorbereitung auf die Rallye. Ein Teil der Vorbereitung ist die Kalibration des Wegstreckenzählers und genau hier begannen die Probleme. Die Vorhersage für das Wochenende war gut – trockenes und sehr heißes Wetter. Aber Donnerstag hat ein kurzes Gewitter alles nass gemacht und auf nasser Straße für trockene Verhältnisse zu kalibrieren ist keine einfache Übung, weil man dieses Ergebnis nur schwer verwenden kann. Das braucht dann schon Erfahrung und Fingerspitzengefühl um das richtig einschätzen zu können.
Freitag dann ein sehr frühes Frühstück, nochmal auf die Referenzstrecke und diese war im Wald noch immer feucht, aber wir kamen auf das gleiche Ergebnis wie tags zuvor. Also, wir hatten noch Zeit, raus auf die Tagesreferenzstrecke, die durch das Höllental führte. Und wieder ein vergleichbares Ergebnis. Damit legte ich dann die zu verwendenden Schnitttabellen (zumindest für den Vormittag) fest.
Um 10:11 war unsere Startzeit (Startnummer 11) erreicht und wir waren mitten im Bewerb. Die erste Prüfung war die traditionellen Timingprüfung „Alleestraße“ mit 2 Lichtschranken, die in genau 4 Sekunden zu durchfahren waren. 0,01 war unser Ergebnis und der Tag hatte gut begonnen!
Danach auf die Strecke durchs Höllental und wieder konnten wir die Kalibration mit der Tagesreferenz vergleichen und kamen, trotz höherer Temperaturen, wieder zum gleichen Ergebnis und damit ging es dann auch gleich in die erste Schnittprüfung im Klostertal und in eine schwierige Übung.
Mehr als 10 Jahre Erfahrung waren mit dem neuen Auto fast wertlos geworden. Der Lancia fährt sich sehr gut, aber reagiert komplett anders als die Corvette und auch ganz anders als der Kadett, mit dem wir 2022 die HTC gefahren sind. Das Ergebnis dieser Prüfung zeigte uns später die Wahrheit – wir hatten noch Lernbedarf. Mit jeder Schnittprüfung wurden wir allerdings besser und es wurde damit von Mal zu Mal ein wenig einfacher und wir waren zufrieden mit unseren Ergebnissen.
Die Timingprüfungen liefen, bis auf eine Ausnahme, sehr gut. Kaum absolute Spitzenzeiten, aber immer weit vorne dabei und diese Gleichmäßigkeit ist eine unserer Stärken. Am Ende von Tag 1 fanden wir uns auf dem 5. Platz in der Ergebnisliste und waren sehr zufrieden und ein wenig überrascht.
Tag 2 war noch heißer prognostiziert. Temperaturen über 30°C sollten allen zu schaffen machen.
Nach dem Start die übliche Prozedur – Kontrolle der Kalibration mit der Tagesreferenz, Auswahl der passenden Tabellen und rein ging es ins Vergnügen.
Der Tag verlief ähnlich dem ersten Tag und wir hatten recht gut Timingzeiten und auch ein gutes Gefühl bei den Schnittprüfungen. Ein Brand in einem Ort an der Strecke brachte für alle Teilnehmer eine Umleitung, die vom Veranstalterteam souverän gemeistert wurde. An der richtigen Stelle ein Funktionär, der uns schnell und genau den weiteren Weg erklärte und am Ende der Umleitung wieder ein Funktionär, der uns zu nächsten Prüfung lotste. Perfekt gelöst.
Eine Woche vor der Rallye wurde die Strecke von Fritz Jirowsky besichtigt und gesehen, dass Teile der Strecke gesperrt waren. In blitzeseile wurde eine Ersatzstrecke gefunden und neu kilometriert. Bei schweren Gewittern war es zu Vermurungen und damit verbundenen Straßensperren gekommen. Wir bekamen am Start ein paar neue Seiten als „Ersatzroadbook“ und konnten ohne Schwierigkeiten die neue Strecke fahren. Leider war damit verbunden, dass auch Prüfungen nicht gefahren werden konnten.
Am Ende waren wir diesmal wirklich geschafft, aber happy, dass wir es geschafft hatten und bei allen Prüfungen keinen „kapitalen Bock“ geschossen hatten. Nicht ganz – in einer Schnittprüfung trafen wir auf einen LKW, an dem es kein Vorbeikommen gab. Ewig schade, aber diese Schnittprüfungen konnten wir damit vergessen. Die Prüfung mit maximaler Punktezahl verwehrte uns den möglichen 3. Platz.
Vom Ergebnis erwarteten wir uns nicht sehr viel – die Konkurrenz war groß und viele starke Teams am Start. Vielleicht einen Platz unter den ersten 10, aber mehr auch schon nicht.
Es reichte am Ende für 3 Trophäen! Wir konnten die Prüfung Alleestraße mit 0,01 gewinnen und weil diese Prüfung seit 15 Jahren unverändert im Programm ist, gab es einen Sonderpreis für uns. Meist bekomme ich von Michael die Pokale, wenn es „nur“ einen für das Team gibt. Aber diesmal bleibt er aber bei Michael! Es ist ein Kolben aus seiner Corvette – ein Überbleibsel nach dem Motorschaden!
In unserer Alterklasse erreichten wir den 3. Platz.
Wir waren in der Summe aller Timingprüfungen auf dem ersten Platz!
In der Gesamtwertung konnten wir den 5. Platz erringen und sind stolz auf dieses Ergebnis!!!
Hervorheben möchte ich den Sieger der Fun-Klasse – Herbert Corel im MX-5 NB. Seine Beifahrerin war leider verhindert und er musste allein fahren. In der Timingprüfung am Mariahilfberg fuhr er ein phänomenales Ergebenis mit 0,00 Abweichung bei 3 Lichtschranken! Gratuliere auch auf diesem Weg!
Alle Ergebnisse gibt es hier zum Download: https://gpstt.eu/LR24/HTC/
Gesamtwertung:
- Böhmdorfer/Böhmdorfer | Mercedes 380SLC | 1972 | 16,63
- Schlager/Schlager | Toyota Celica ST | 1972 | 19,06
- Klackl/Kovacic-Klackl | Austin Mini 1000 M2 | 1969 | 19,97
- Wawronek/Wawronek | Jaguar E-Type S2 | 1970 | 20,42
- Stumpf/Riedl | Lancia Beta Coupe 1800 | 1975 | 20,90
- Hainzl/Hainzl | MB B MK III | 1972 | 21,34
- Rutrecht/Czett | Mercedes 280SL | 21,36
- Uran/Uran | Mercedes 300D | 1984 | 21,42
- Ulm/Soucek | Austin Healeys 100/4 M | 1954 | 21,96
- Volk/Volk | Ford Mustang Fastback | 1965 | 22,47
Fun-Klasse:
- Corel | Mazda MX-5 NB | 2001 | 14,40#
- Ecker/Neumann | Jaguar E-Type S1 | 1967 | 17,65
- Weilinger/Weilinger < Citroen D Super | 1971 | 39,40
Elektronik:
- Aigner/Aigner | Opel GT A-L | 1969 | 48,49
- Pölzelbauer/Pölzelbauer | Austin Healey 3000 MK2 | 1962 | 53,47
- Hammer/Hammer | BMW 1602 | 1975 | 60,35
Die Rallye war perfekt organisiert, das Roadbook fehlerfrei, die Prüfungen selektiv und die Strecken (sogar die Ausweichroute!) wunderschön.
Obwohl in den Schnittprüfungen meist wenig zu navigieren war, lag die Herausforderung oft in der Topographie.
Sehr gut angekommen ist die Entscheidung (wie auch bei der Flachgau Classic), dass man nur als „Sanduhr-Team“ in die Gesamtwertung kommt. Teams mit Elektronik sind in der Elektronik-Klasse und die Fun-Klasse fährt nur Timingprüfungen und keine Schnitte.
Die Kontrollen waren gut und effektiv.
Vielen Dank an das ganze Team der Höllental Classic!!!
P.S.: Weil ich jetzt schon mehrmals gefragt wurde.
Der Wegstreckenzähler im Lancia ist ein ganz normaler, unveränderter Retrotrip 2 von Brantz. Wir wollten ihn in den Lancia so einbauen, dass er möglichst wenig stört und für beide gut ablesbar ist. Den Retro habe ich zerlegt, die Zählwerke gegen solche mit schwarzen Walzen getauscht und die Kalibriereinheit nach vorne verlängert. Kunstvoll eingebaut hat ihn Stefan Szabo von SZ-Classic. Eingeschaltet wird er über einen freien Zugschalter in der Mittelkonsole.